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OpTinfoil Querdenken

Hannah Arendt Akademie: ein Namensstreit im Oktober und was Max Otte damit zu tun hat

Eine erste Durchsicht der Mails und Dokumente der Hannah Arendt Akademie zeigt: man war sich der Problematik der Namenswahl bewusst, blieb aber dennoch dabei, denn für Max Otte von der Werteunion war er wichtig.

Die Empörung war groß, als der Start einer Querfront-Schwurbel-Akademie unter dem Namen Hannah Arendt Akademie publik wurde.

Dabei hätten die Macher das vorher wissen können, und einige ahnten es auch. Probleme mit dem Namen Hannah Arendt Akademie gab es nämlich bereits im Oktober. Im Oktober bekam die Akademie eine Mail vom Hannah Arendt Bluecher Literary Trust aus New York. Der zuständige Trustee zeigte sich konsterniert ob der Tatsache, dass zum ersten Mal überhaupt jemand den Namen Hannah Arendt nutzt, ohne zu fragen. Diese E-Mail sowie die sich daraus entspannende Diskussion liegt uns vor.

It has been brought to my attention that you are the head of an organization that bears the name Hannah Arendt in its title. As trustee of the Hannah Arendt Bluecher Literary Trust, this is my first experience of learning second hand of the use of her name. Other institutions, including diverse schools and intellectual foundations in Germany, have written to me asking for permission to cite the name Hannah Arendt. You never requested permission, nor has it ever been granted to you.

„Sie haben weder um Erlaubnis gefragt, noch wurde sie Ihnen gewährt.“

Tja, so ist das im SchuhShowbusiness, man muss vorher abklären, wem die Rechte gehören. Christian Klammer – Warum will ich eigentlich immer Karl schreiben? Egal! – fragte sofort seine Kollegen, Burchardt und Co., ob das ernstzunehmen sei.

Sollten wir das ernst nehmen oder einfach ignorieren? Sieht mir sehr nach Fake bzw. Angstmacherei aus!

Denn schließlich endete die Mail mit

Therefore I request you to remove her name from the Hannah-Arendt-Academie immediately, and immediately to cease using or in any way referring to the name Hannah Arendt in any public statement or publicity regarding your Akademie. I sincerely hope and trust this letter will conclude this matter between us, without any need to consult higher legal and political authorities.

„Daher fordere ich Sie auf, ihren Namen sofort aus der Hannah-Arendt-Akademie zu streichen und den Namen Hannah Arendt in keiner Weise mehr in öffentlichen Erklärungen oder in der Werbung für Ihre Akademie zu verwenden.“

Der Herr aus New York hatte noch eine Anmerkung, er monierte einen Passus auf der Website, der da lautete:

Diese Generation wird gewaltige Aufgaben bewältigen müssen, geben wir ihnen Zeit und Gelegenheit sich zu wappnen!

Deutsche Sprache ist komplex und „sich wappnen“ hat nichts mit „sich bewaffnen“ zu tun. Von daher lag hier in der Übersetzung nach Meinung der Herren von der Akademie ein Missverständnis vor, da er es mit „arming a new generation“ übersetzte, aber das war nur ein Zusatz („Furthermore“), der Trust untersagte die Nutzung.

Matthias Burchardt erkannte die Lage.

hui, das ist moralischer Druck, den wir Ernst nehmen müssen … Das werden wir ohne juristische Unterstützung nicht schaffen. Das sind ganz üble Drohungen!

MB

und vier Minuten später legte er nach:

Das ist politisch motiviert und geht gegen uns persönlich. Das ist eine offizielle Stelle. Ob sie darauf einen rechtlichen Anspruch haben, weiß ich nicht, aber unter dem moralischen werden wir zusammenbrechen. Wir sollten den Titel schnell ändern …

Das alles am 17. Oktober 2021.

Gut, also nahm man es ernst, noch am selben Abend wurde ein Anwalt kontaktiert. Der liebe Harald. Auch diese Mails liegen vor.

Lieber Harald,

vielleicht hast Du der Presse entnommen oder von Anke erfahren, das ich die Hannah-Arendt-Akademie ins Leben gerufen habe. Siehe auch www.hannah-arendt-akadmie.org.
Nun habe ich gestern von einem gewissen Jerome Khon eine Email erhalten, in der uns dieser darauf hinweist das der Name Hannah-Arendt geschützt ist und wir diesen für unsere Zwecke nicht benützen sollen.
Ich habe Dir das Mai unten angefügt. Wie schätzt Du die Situation rechtlich ein? Siehst Du eine Möglichkeit für uns den Namen trotzdem zu verwenden. Kannst Du uns hier weiterhelfen? Könnten wir morgen hierzu mal telefonieren. Ich bin unter: 0151/xxxxxxx8 erreichbar.

Viele Grüße

Christian

Und seinen Kollegen schrieb er:

Ja leider ist das in der Tat ernst zu nehmen. Ich habe auch nochmals recherchiert. Habe eben einen Anwalt mit Schwerpunkt Urheber/Marken und Domainrecht aus unserem Referenzkreis angeschrieben. Hoffe hierzu morgen mehr zu erfahren 🙁

Viele Grüße bis morgen

Christian

Er erfuhr mehr, nämlich wie hoch das Honorar für den Anwalt sein würde, dann erstmal nichts mehr. Ja, und so kam es, dass der Trustee am 19.10.2021 um 18:24 Uhr die Nutzung vollständig untersagte:

Vielen Dank für Ihre aufrichtigen E-Mails. Nach Rücksprache mit meinem Anwalt, der internationales Recht praktiziert, und mit einem engen deutschen Freund, der hier Professor für deutsche Sprachwissenschaft und Philologie ist und sich sehr für Hannah Arendt interessiert, bin ich zu folgender Entscheidung gekommen. Letzterer versichert mir, dass ich den von Ihnen behaupteten Satz nicht falsch verstanden habe, nämlich: „Diese Generation wird gewaltige Aufgaben bewältigen müssen, geben wir ihnen Zeit und Gelegenheit sich zu wappnen! Wenn Hannah Arendt „sich auf die Zukunft vorbereiten“ hätte sagen wollen (und es ist zweifelhaft, dass sie das wollte), hätte sie gesagt „sich auf die Zukunft vorbereiten“; wenn sie hätte sagen wollen (was noch unwahrscheinlicher ist) „sich aufraffen“, hätte sie gesagt „sich aufraffen“; und wenn (was am unwahrscheinlichsten ist, weil es das Gegenteil von Bildung ist, wie sie es verstand) Arendt hätte sagen wollen „trainieren“, hätte sie gesagt „trainieren“. Der einzige Punkt bei all dem ist, dass nichts für Arendt wichtiger war als die Bedeutung von Wörtern, was für jeden, der sich mit ihrem Denken beschäftigt, offensichtlich ist. In ihren Ohren bedeutete das Verb wappnen „Waffen tragen“.

Außerdem ist nach Ihren eigenen Unterlagen weder Matthias Burchardt noch Isabella Kroetsch, die den fraglichen Satz geschrieben und zitiert hat, eine „freie Journalistin“ ohne Zugehörigkeit zu Ihrer Akademie. Auf die Frage nach dem Namen Ihrer Akademie gehen Sie nicht ein. Die rechtliche Entscheidung lautet hier erstens, dass Sie den Namen Hannah Arendt unverzüglich aus dem Namen Ihrer Akademie entfernen müssen; und zweitens, dass Sie, wenn Sie behaupten, im Namen von Hannah Arendt zu sprechen, ihre genauen Worte zitieren und sie in einer Fußnote förmlich als ihre Worte ausweisen müssen, indem Sie das Buch oder den Aufsatz, in dem sie erscheinen, mit Namen, Datum, Verlagsangaben und Seitenzahl zitieren.

Die E-Mail wurde natürlich auf Englisch verfasst und liegt uns vor.

Es interessierte die Damen und Herren zunächst nicht weiter, denn der Anwalt wurde ja gegen ein Erstberatungshonorar von EUR 190 netto tätig, das wartete man ab. Am 26.10. schrieb der dann dazu folgendes:

Tja, und so wurde der Name Hannah Arendt Akademie trotz der zu Recht geäußerten Bedenken einiger eben weiter genutzt. Aber auch der Anwalt meint, die Sache sei „sicher noch nicht ausgestanden. Es wird viel Arbeit in Bezug auf Hannah Arendt vom Verein zu investieren sein, damit dem Nachlassverwalter genüge getan wird und er Vertrauen gewinnt.“

Warum das so interessant ist? Nun, vor allem deswegen, weil der Name Hannah Arendt Akademie für Herrn Prof. Dr. Max Otte von der Werteunion und für seine Kollegen ein „wichtiges Asset“ ist.

Darüber lest ihr mehr im zweiten Teil.