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OpTinfoil Stefan Lanka

Dr. Stefan Lanka, der Biologe, dem die Schwurbler vertrauen

Dr. Stefan Lanka ist eine der seltsamsten Figuren am Himmel der Molekularbiologie. Man weiß viel über ihn, aber eigentlich immer zu wenig. Wir starten deshalb heute eine kleine Serie über diesen sehr umstrittenen Tausendsassa der Wissenschaft. Und wir beginnen mit einer Einführung.

Der Name Dr. Stefan Lanka taucht bei vielen Themen auf, die uns zur Zeit beschäftigen. Als Verfechter der These, die gesamte Virologie beruhe auf Fehlannahmen, begegnet er uns immer wieder im Zusammenhang mit „Viren stehen nicht in der Bibel“-Eckert und seinen „Corona Fakten“. Wer Viren nicht für Krankheitserreger hält, hält natürlich auch von Impfungen nichts, deswegen ist Lanka das Aushängeschild der Impfgegner. Als der „Pate“ im Hintergrund des „Projekt Immanuel“ versucht er … ja, was … eigentlich versucht er zu belegen, dass es Viren nicht gibt, und das die wissenschaftliche Basis hinter der Corona-Pandemie falsch ist.

Zur Person Dr. Stefan Lanka gibt es bereits einiges, zum Beispiel bei Wikipedia und bei Psiram. Wir brauchen das nicht alles zu wiederholen, deswegen hier nur als Hintergrund-Info die Zusammenfassung. Geboren 1963 in Langenargen am Bodensee (ja, Baden-Württemberg ist das Bundesland der Wissenschaftsleugnung, können ja alles außer Hochdeutsch), studierte Biologie in Konstanz und diplomierte auch dort zum Thema „Untersuchungen über Virus-Befall bei marinen Braunalgen“.

„Die isolierten Viruspartikel konnten im Elektronenmiskroskop dargestellt werden und zeigten die gleiche Morphologie wie in situ.“

Dr. Stefan Lanka in seiner Diplomarbeit

Auch Lanka in seiner Diplomarbeit:

Viren aus den Unterfamilien Iridovirinae und Chloriridovirinae wurden aus einer Vielzahl von Invertebraten isoliert.

Für seine Dissertation „Molekularbiologische Untersuchungen der Virus-Infektion bei Ectocarpus siliculosus (Phaeophyceae)“ erforschte er in der Weiterführung dieses Themas Virus-Infektionen bei einer spezifischen Braunalgenart. 1994 erhielt Lanka für seine Forschung den Titel Dr. rer. nat.

Das war damals.

Heute leugnet Lanka mal komplett die Existenz von Viren, mal nur die krankmachenden Eigenschaften oder die Übertragung von Infektionskrankheiten durch Viren. Er negiert, dass es – außer seinen eigenen selbstredend – Isolate von Viren wie SARS-CoV2 gibt, eine Desinformation, die u.a. Eckert und seine „Corona Fakten“ Autoren gern übernehmen. HIV ist für ihn nicht der Grund für AIDS, AIDS ist nur erfunden. Auch H5N1, die Vogelgrippe, wird für ihn nicht durch ein Virus hervorgerufen und schon gar nicht verbreitet.

Wir haben grundlegend recherchiert und herausgefunden, dass es keine Übertragung von Krankheiten durch Krankheitserreger gibt. Es existieren keine krankmachenden Viren! Die bekannten und neuen Krankheiten haben andere Ursachen, die verschwiegen werden.

https://dieausrufer.wordpress.com/2011/12/19/gnm-aids-und-ein-canyon/

Seiner Ansicht nach ist bei biologischem Leben kein Platz für Krieg und Zerstörung. Auch Toxikologie ist für ihn daher eine Fehldeutung, was alle freuen wird, die von einer Klapperschlange gebissen oder von einem Skorpion gestochen wurden: nicht das Gift hat Schuld an Nekrosen und Tod, sondern der menschliche Körper selbst. Selbst schuld. Muss man durch. Überlebensstrategien von Tier und Pflanze, vom giftigen Fröschlein bis hin zur Tollkirsche … für Lanka alles nur der Wunsch nach Symbiose.


„Hallo, i bims, die kleine Ebola, lass uns mal symbiosen … hey, woher kommt das ganze rote Zeugs … hey, nicht auflös … och, menno!“


Lanka steht in der wissenschaftlichen Welt ziemlich allein auf weiter Flur. Seine Meinung, Infektionskrankheiten würden nicht durch Viren übertragen, ist für den Großteil der Wissenschaftler, auch seiner Kollegen aus der Molekularbiologie, nicht haltbar. Für Lanka basiert die gesamte evidenzbasierte Medizin auf der Fehldeutung von Zellstrukturen. Nach Lanka gibt es keine Erbsubstanz, das Leben geht nicht aus der Zelle hervor, sondern „aus Geweben. Erst wenn sich diese geformt, sich miteinander verbunden und die Organanlagen gebildet haben, teilen und differenzieren sich Zellen und führen darin bestimmte Funktionen aus.“ Einzellige Lebewesen wie Bakterien, Amöben, Hefen, Professor Homburg und sowas spielen im Mythos von Lanka also keine Rolle. Von der männlichen und weiblichen Keimzelle über befruchte Eizelle und embryonale Stammzellen – in höheren Mehrzellstadien ist von Organanlagen noch nicht viel zu sehen, trotzdem teilen und differenzieren sich die Zellen. Lanka ist das egal.

Klingt schräg? Ist auch Unfug. Wird aber noch schräger, denn Lanka ist überzeugter Anhänger der Germanischen Neuen Medizin des Ryke Gerd Hamer, die auf den von ihm postulierten „5 biologischen Grundgesetzen“ basiert. Universalbiologie.

Wer dieser Universalbiologie folgt, für den existieren keine Krankheiten im eigentlichen Sinn, sondern nur SBS, Sinnvolle Biologische Sonderprogramme. Gut, bei Hamer ging es bevorzugt um Tumore, aber Lanka, Eckert und Co. sowie einige weitere Verfechter der GNM sehen Krankheit halt anders.

Lanka und die Hamer-Anhänger versuchen nicht weniger, als die evidenzbasierte Medizin durch ein „natürliches“ Konzept zu ersetzen, nach dem es keine Eingriffe von außen bei Krankheiten geben muss. Oder zumindest kaum. Deswegen ist für Lanka die gesamte evidenzbasierte Medizin eine einzige Fehldeutung, die ihrerseits auf Fehldeutungen basiert. Nur, wenn man die Grundlage menschlichen Lebens, Genetik, Erbgut, Zellen und deren Funktion vollständig anders definiert, nur, wenn man „rund“ komplett umdeutet, nur dann passt Lankas eckiges Schwein Universalbiologie durchs runde Loch Leben.

Dafür negieren er und seine Anhänger allerdings wissenschaftliche Erkenntnisse am Block. Kein Wunder, dass Lanka für wissenschafts-skeptische Menschen, die auch zu Verschwörungsglauben neigen und zu Globuli greifen so ein Segen ist, bestätigt er sie doch darin, ihr Geld für Heilsteine und Meteoritenstaub auszugeben. Ganzheitlich, natürlich, das sind die Begriffe, mit denen diese Leute hantieren. Krebs ist nur ein Trauma, ins Krankenhaus muss man nur beim Knochenbruch, der Rest sind nur sinnvolle biologische Sonderprogramme, notwendig im Kreislauf des Lebens, zu dem auch der Tod gehört.

Aber seien wir uns einer Tatsache bewusst: Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Variola (Pocken) wurden nicht durch die Lankas und Hamers dieser Welt weitgehend zurückgedrängt, sondern durch Erkenntnisse eines Wissenschafszweigs, deren Existenzberechtigung Lanka leugnet: der Virologie und Immunologie. Impfprogramme gegen Orthopoxvirus variola und das Humane Poliovirus haben vielen Menschen in allen Regionen der Welt Leid und Tod erspart, wenn wir mal ehrlich sind.

Polio-Rückgang nach Impung, von Julius Senegal – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link (OPV = Orale Polio-Lebendvakzine, Schluckimpfung)

Und wenn wir ganz, ganz ehrlich sind, war Lankas Beitrag dazu null. Lankas Beitrag war bisher auch null, was die Erforschung des Coronavirus angeht, denn außer Gemecker und unbewiesene Anschuldigungen kam aus seiner Ecke bisher nicht viel. (Das soll sich ja nun ändern, dazu später mehr.)

Stattdessen befinden viele Wissenschaftler Lanka für gefährlich. Nicht für sie und ihre Forschung, sondern für leichtgläubige Menschen, die ihm seine wirren Thesen abnehmen und dafür für eine Verbreitung von Infektionskrankheiten sorgen – so wie heute die Deppen, die unwissend wie sie sind, mit allen Mitteln gegen Pandemiemaßnahmen kämpfen und dadurch nicht für Freiheit und Demokratie stehen, sondern für Krankheit und Tod. Lanka hat seinen Beitrag zur Einstellung dieser Leute geleistet.

Lanka ist ein Trickster ohne Substanz; seinen Masernprozess hat er durch einen juristischen Winkelzug statt durch Wissenschaft gewonnen. Den ausgelobten Preis durfte er nur einbehalten, weil der definitive wissenschaftliche Nachweis von Viren in mehreren begutachteten Publikationen erbracht wurde, anstatt wie gefordert in einer. Das Gerichtsurteil belegt also keineswegs, wie von ihm gern vermittelt, die Nichtexistenz von Viren, sondern lediglich seine Wortklauberei. Über Wasser hält er sich nur mit Vorträgen und Veröffentlichungen in seinem eigenen Verlag, auf den wir noch eingehen werden.

In Zeiten der Corona-Pandemie erlebt er wieder ein kleines Hoch durch Leute wie Eckert und Jorge Berg, die die Leugnung krankmachender Eigenschaften von Viren und der Übertragung von Infektionen zu einem Geschäftsmodell für sich erhoben haben. Auch Alternativmediziner, die der Auffassung sind, MMS oder Globuli würden genügen, um solche Infektionen in den Griff zu kriegen, sorgen dafür, dass Lanka nicht verhungert, denn durch diese kann er mit seiner Anti-Wissenschaft gut leben. Und nicht zuletzt berufen sich die Impfgegner immer wieder gern auf Lanka.

Denn für Lanka ist Corona vor allem eines: eine Business Opportunity.

Dies ist Teil 2 einer Serie von Artikeln über Lanka:

  1. Dr. Stefan Lanka, der Biologe, dem die Schwurbler vertrauen
  2. Dr. Lanka & Projekt Immanuel oder: wenn Enders den Kopf schüttelt und Kant im Grab rotiert