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Impfbanane, Bolle und Pfingsten in Berlin

Von Bananen, Kesseln, Streamern und Ausrastern: Pfingsten 2021 in Berlin.

Pfingsten in Berlin – das ist normalerweise Karneval der Kulturen, ein Fest, bei dem die Hauptstadt sich bunt und in ihrer vollen kulturellen Vielfalt zeigt und bei dem Weltoffenheit Programm ist. Leider musste der Karneval in diesem wie bereits im vergangenen Jahr aus Gründen der Gesundheitsvorsorge ausfallen.

Und was bekamen die Berliner als Ersatz? Das komplette Gegenteil: Querdenken-Querfront. „Pfingsten in Berlin“ hatte dazu aufgerufen, die Hauptstadt zu fluten, Berlin sollte fallen an diesem Wochenende.

Javid-Kistel, Markus Haintz, Karl Hilz, Ralf Ludwig, Rolf Kron, Björn „die braune Banane“ Winter und viele andere Protagonisten der ewig besserwisserischen Nachplapper- und Spendensammlerfraktion machten sich zusammen mit Dunning und Kruger auf, den Gipfel „Hauptstadt“ zu erklimmen. Natürlich mit den Kanonenfutterschäfchen im Schlepptau.

Die Organisatoren entblödeten sich nicht einmal, das Lied von Bolles Reise nach Pankow umzudichten. Ihr wisst schon.

„Bolle reiste jüngst zu Pfingsten,
Nach Pankow war sein Ziel;
Da verlor er seinen Jüngsten
Janz plötzlich im Jewühl;
’Ne volle halbe Stunde
Hat er nach ihm jespürt.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.“

und so weiter. In deren Version:

Nein, sorry, das gibt es nicht größer.

Tja, nun. Nichts mit Liebelei an der Goldelse…

Bolle hatte sich zwar im Lied zwar auf jeder Etappe „janz köstlich amüsiert“, aber für die Querdenker-Querfront traf das definitiv nicht zu. Am Ende des Wochenendes gab es einige genervte Berliner, viele Festnahmen, wenig Highlights – und Dunning/Kruger blieben die einzigen Stars des Wochenendes.

Wir hatten ja bereits von #b2205 berichtet. Von Spendensammlern, die im Amrit indisch schmausten, während ihre Spenderschäfchen draußen im Polizeikessel von einem Fuß auf den anderen hibbelnd um Dixieklos baten. Darüber, dass viele Süddeutsche mal endlich merkten, wie anstrengend Plastertreten in Berlin sein kann … immer auf der Flucht vor der Staatsmacht.

„In Pankow jab’s keen Essen,
In Pankow jab’s keen Bier,
War allet uffjefressen
Von fremden Leuten hier.
Nich’ ma’ ’ne Butterstulle
Hat man ihm reserviert!
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.“

Da hatte man sich für gestern – für #b2305 – schon ein bisschen mehr von denen erwartet. Doch die Polizei hatte von Anfang an klargestellt, dass es keine Versammlung (am Großen Stern) oder Ersatzversammlungen geben würde.

Dennoch wurde es versucht. Statt zu lernen, was in Berlin der Unterschied zwischen „mit“ und „ohne“ bei Currywurst ist (mit oder ohne Darm), sammelte man sich am Breitscheidplatz, an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Dorthin beordert hatte seine Schäfchen der Querdenken-Anwalt Ralf Ludwig. Doch als die Polizei die dortigen Querdenker einkesselte, war Ralf Ludwig … nicht im Kessel.

Natürlich nicht. Man fragt sich, wie lange die Querdenken-Fraggles sich noch von ihren Anführern derart verarschen lassen wollen – bei denen bekommt der Begriff „Schläfer“ seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Wenn mindestens zwei Anwälte Bürger in einen Polizeikessel lotsen, hoffen sie auf Mandanten. Mehr ist es nicht.

Kein Haintz, kein Tee-Kesselchen

Auch Haintz war nicht im Kessel. Und auch Elijah Tee nicht. Warum auch. Tee hat genug damit zu tun nach Spenden zu jammern und NS-Vergleiche zu erfinden. Und Haintz fand es viel spannender, die parallellaufende „Mietendeckel“-Demo zu filmen und zu „dokumentieren“.

Nicht nur nicht erwünscht und deswegen angepisst, bei der Demo wurden auch die Regeln des Infektionsschutzes eingehalten: Maske und Abstand. Er wollte wohl Verstöße finden. Pech. Aber er in den Kessel? Nie.

Apropos Kessel: So ein Kessel kann ja eine ganze Zeit dauern. Da reißt so manchem der Geduldsfaden. Das ist für normale Leute schon anstrengend. Aber von Hybris überwältigte Typen wie Martin LeJeune, die rufen dann mal eben die Polizei. Aus einem Polizeikessel heraus. Um Anzeige zu erstatten gegen den Polizeikessel. Wegen „Freiheitsberaubung“. Kannste dir nicht ausdenken.

Presserecht und Streamer

Haintz und Elijah Tee ließen sich derweil von Polizei-Pressesprecher Cablitz die Unterschiede zwischen Presse und YouTube-Streamer erklären.

Und hier ist das Problem, dass die YouTube-Streamer alle nicht verstehen. Sie sind nicht automatisch Presse. Auch wenn Markus Haintz 200x darauf abhebt, dass im Grundgesetz von „Freiheit der Berichterstattung“ die Rede ist, das bedeutet nichts anderes, als dass man „berichterstatten“ darf. Ohne Einschränkung. Um jedoch Presseprivilegien in Anspruch nehmen zu können, braucht es mehr als ein Handy. Journalisten und Verlage unterliegen beispielsweise auch der Pflicht zur Gegendarstellung, der Wahrheitsgetreuen Berichterstattung, der Trennung von Content und Werbung, der Kennzeichnung von Meinung… der ganze Presse-Codex-Kram halt.

Presserecht ist auch Ländersache. Auch wenn man Föderalismus nicht mag, so wie Haintz, so ist die Ausgestaltung des Presserechts jeweils Sache der Bundesländer. Und die vergeben über die Landesmedienanstalten auch Rundfunklizenzen. Laut Medienstaatsvertrag wird nämlich in bestimmten Fällen eine Rundfunklizenz für Streamer notwendig, vor allem bei Live-Streams über YouTube. Befreit sind nur diejenigen Streamer, die im Schnitt weniger als 20.000 Zuschauer gleichzeitig erreichen. Dabei ist es im neuen Medienstaatsvertrag egal, ob das Programmangebot linear (Live-Stream) oder on-demand ist. Schon im alten Medienstaatsvertrag gab es die Lizenzpflicht für Live-Streamer.

Und da Haintz und all die anderen Streamer ja immer sagen, sie hätten Tausende, ja Millionen von Zuschauern … im Schnitt… Ist dann wohl ein Dilemma: entweder gestehen sie ein, dass sie nicht viele Zuschauer erreichen, oder sie erreichen viele Zuschauer und senden ohne Lizenz. Jedenfalls die meisten. Nun ja, wir wissen von einigen Landesmedienanstalten, die bereits Prüfungen eingeleitet haben, zum Beispiel bei AktivistMann. Auch KenFM war ja bereits im Fokus der zuständigen Landesmedienanstalt.

Auf jeden Fall reicht es nicht, ein Handy dabei zu haben und zu streamen, um „Presse“ zu sein. Und die Polizei muss auch nicht zwingend jeden Presseausweis akzeptieren. Eigentlich muss nur der bundeseinheitliche Presseausweis, der von Presserat und Innenministerkonferenz abgenickt wurde, zugelassen werden. Bei allen anderen gilt ein Ermessensspielraum.

Tja, Dilemma gelöst.

Impfbanane oder weiter nur eine mit braunen Stellen?

Björn „Banane“ Winter: Ist er nun geimpft oder nicht?

Spoiler: er ist es wohl nicht.

Tja, es gibt nicht allzu viele Ausweisdokumente, die gelb sind. Der Impfausweis gehört definitiv dazu. Wenn Björn Banane also tatsächlich geimpft wäre, dann wäre er, der gerne vor Impfzentren herumlungerte und Impfwillige belästigte, belog und bedrohte, ein größerer Mistkäfer als gedacht. Und er hätte seine über 6K Follower auf Telegram, die Zuschauer in Streams und die anderen Spendenschäfchen nach Strich und Faden verarscht.

Oder aber, er hat der Polizei eine Fälschung vorgelegt? Nun, in dem Fall sollte er sich hüten, dies öffentlich kundzutun.

Obwohl … in seinem Telegramkanal hat er ja Stellung bezogen. Er hat nicht dementiert, dass es ein Impfausweis war. Und er hat ein Quiz veröffentlicht.

Die von Björn Banane für das Quiz angegeben Antwort: „Natürlich nicht geimpft!!! Wer das glaubt schaut auch ‚Aktuelle Kamera‘.“

Seine Erklärung: er hat dem Beamten den Europäischen Notfallpass vorlegelegt, den jeder Asthmatiker in der Tasche haben sollte. Der ist auch Gelb. Zumindest erklärt er das in einem Video so. Der aufgefalltete Ausweis misst 7,5x45cm. Kann das mal jemand im Video schnell nachmessen? xD

Schade, der Gedanke, dass Banane straffällig oder ein widerlicher Lügner … naja, ist er trotzdem. Und uns ist es wurscht, Banane ist eh durch. Sagt er selbst.

Nicht sein erster Ausraster.

„Es fing schon an zu tagen,
Als er sein Heim erblickt.
Das Hemd war ohne Kragen,
Das Nasenbein zerknickt,
Das rechte Auge fehlte,
Das linke marmoriert.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.“

Und Bananes „Impfung“ ist ja auch nur ein Teil des gestrigen Tages. Für die Querdenker war das Wochenende nicht wie erwartet. Nur ein Bruchteil der Teilnehmer, alles verboten, Berliner stabil, Querdenker desillusioniert und frustriert.

Nun, sie hätten das Lied vom ollen Bolle im Original bis zum Ende hören sollen.

„Und Bolle wurd‘ begraben,
in einer alten Kist‘.:
Der Pfarrer sagte ‚Amen‘
und warf ihn uff ’n Mist.
Die Leute klatschten Beifall,
und gingen dann nach Haus.
Und nun ist die Jeschichte
von unserm Bolle aus!“

Oder wie die Berliner Polizei es ausdrückt: „Wir werden alle erleben, wie Sie in der Bedeutungslosigkeit verschwinden werden“.

Aber nicht zu früh freuen

Querdenken scheint am Ende. Doch Querfront ist es noch nicht. Denn bevor das alles in der Bedeutungslosigkeit verschwindet muss Berlin, muss dieses Land noch den „Volkslehrer“ Nikolai Nerling und die Sandra Gabriel von „Freie Linke“ in Marzahn-Hellersdorf überstehen. Querfront halt. Das dauert alles noch.

Auch wenn sie nicht mehr, sondern weniger werden.