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Infowars: Verschwörungsideologe Alex Jones zu hohem Schadenersatz verurteilt

Einer der bekanntesten Verschwörungideologen der USA, der Radiomoderator Alex Jones, wurde in zwei Sessions zu einem hohen Schadensersatz verurteilt.

Der Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School kostete am 14. Dezember 2012 insgesamt 28 Menschen, darunter 20 Kindern und sechs Angestellten der Schule, das Leben. Der Täter, der 20-jährige Adam Lanza aus Newtown, erschoss sich anschließend selbst.

US-Radiomoderator Alex Jones (InfoWars) hatte in seiner Sendung mehrfach behauptet, die Schießerei an der Sandy Hook Grundschule sei ein Hoax und eine Inszenierung. Daraufhin war er von den Eltern eines 6-jährigen Jungen, der bei dem Massaker getötet worden war, auf Schadensersatz verklagt worden. Diese haben den Prozess nun gewonnen: Jones wurde zu einer Zahlung von insgesamt 49.3 Millionen Dollar verurteilt.

Bereits am Donnerstag hatte die Jury den Klägern ein Schmerzensgeld in Höhe von 4.1 Millionen Dollar zuerkannt. Am Freitag verurteilten sie Jones nun in einer zweiten Beratung zu einem zusätzlichen Strafschadensersatz in Höhe von 45.2 Millionen Dollar.

In Zivilprozessen in den USA kommt zum eigentlichen Schadensersatz für erlittene Schäden oder erlittenes Leid (compensatory damages) häufig noch ein Strafschadenersatz (punitive damages) hinzu, der als Strafe und zur Abschreckung gedacht ist.

Die Eltern hatten Jones ursprünglich auf 150 Millionen Dollar verklagt, Jones‘ Anwalt hatte im Prozess die Jury aufgefordert, den Eltern für jeden Anklagepunkt einen Dollar zuzusprechen, insgesamt also 8 Dollar.

Aufsehen erregte der Prozess vor allem auch, weil vor Gericht herauskam, dass Jones‘ Anwälte dem Anwalt der Kläger wohl aus Versehen den gesamten Inhalt von Jones‘ Handy geschickt hatten. Am vergangenen Mittwoch fragte der Kläger-Anwalt überraschend:

Herr Jones, wussten Sie, dass Ihre Anwälte vor zwölf Tagen den Fehler gemacht haben, mir eine vollständige digitale Kopie Ihres Handys inklusive all Ihrer Nachrichten zu schicken?

https://www.spiegel.de/netzwelt/alex-jones-infowars-moderator-vor-gericht-durch-geleakte-textnachrichten-in-bedraengnis-a-9a48349f-5985-424f-a286-693cef2d715a

Jones hatte ursprünglich behauptet, zahlreiche Textnachrichten seien nicht von Belang für den Prozess und hatte die Herausgabe verweigert. Dies erwies sich dadurch als Lüge. Zusätzlich kam auch heraus, wie hoch die Einnahmen von Infowars tatsächlich waren. Jones und „Free Speech Systems“, seine Firma, werden auf 135-270 Millionen Dollar geschätzt.

Am Freitag bat der Anwalt der Klägerfamilie die Jury:

Wir bitten Sie, eine sehr, sehr einfache Botschaft zu senden, und die lautet: Stoppt Alex Jones. Stoppt die Monetarisierung von Fehlinformationen und Lügen. Bitte.

Jones erklärte während des Prozesses, dass Sandy Hook zu 100% stattgefunden habe und es ein Fehler gewesen sei, Lügen darüber zu verbreiten.

Ähnlich hatte Jones schon bei #Pizzagate agiert. Er hatte die Verschwörungsmythos, in einer Pizzeria würden Mitglieder der Demokratischen Partei Kinder foltern und töten, intensiv weiterverbreitet. Nachdem ein Mann mit einer Waffe in der Pizzeria aufgrund dieser Lüge um sich geschossen hatte, entschuldigte sich Jones öffentlich für die Verbreitung dieser Lüge.

Diesmal jedoch hat Alex Jones sich jedoch verkalkuliert und muss – Free Speech zum Trotz – viel Geld bezahlen. Allerdings kann die Richterin den Strafschadensersatz noch reduzieren. Und Gesetze in Texas beschränken den Strafschadensersatz auf die doppelte Höhe des normalen Schadensersatzes plus 750.000 Dollar, das wären 8.950.000 Dollar, insgesamt bekäme die Famile also maximal knapp 13 Millionen Dollar.

Es war die erste Klage, die verhandelt wurde, zwei weitere stehen noch aus.

Alex Jones wird als rechtsaußen stehend und populistisch definiert, meist verbreitet er, die demokratisch gewählten Regierungen der USA seien in Wahrheit nur Aushängeschilder und Strohmänner für die wahren Machteliten von Geschäftsleuten, die im Verborgenen daran arbeiten würden, eine „Neue Weltordnung“ zu etablieren.

So ähnlich argumentieren auch Verschwörungsideologen auch hier, und durch die Nutzung dieses „Superverschwörungsmythos“ können sie jedes aktuelle Ereignis dort einsortieren, wie es ihnen passt.