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Join Mastodon, jetzt aber richtig

Es sieht so aus, als würde Twitter demnächst stark nach Moschus riechen: Elon Musk ist mit Twitter Inc. in Verhandlungen. Entsprechend groß ist der Zulauf derzeit bei Mastodon.

Mastodon galt bisher schon bei vielen als das bessere Twitter. Das hängt weniger damit zusammen, dass es da ruhiger und gesitteter, insgesamt freundlicher zugeht, sondern es gibt im Vergleich zu Twitter einige bedeutsame Unterschiede. Jetzt, wo Elon Musk dabei ist, tatsächlich Twitter zu kaufen Twitter tatsächlich für 44 Mrd. Dollar gekauft hat, rückt der nicht zentralisierte Microblogging-Dienst verstärkt in den Fokus.

Es gibt gerade verstärkten Zulauf zu Mastodon, für die Anfänger – und wir zählen da ganz sicher auch noch dazu – wird der Einstieg vielleicht verwirrend. Das liegt an den im Vergleich zu Twitter völlig anderen Timelines. Es gibt nicht eine einzige Timeline, sondern derer gleich drei:

  • die lokale Timeline, auf der nur Posts von Mitgliedern der eigenen Instanz, auf der man angemeldet ist, auftauchen;
  • die „Startseite“, auf der alle Toots – so nennen sich bei Mastodon die Posts – auftauchen, die von denen getrötet werden, denen man folgt, egal auf welcher Instanz sie sich befinden;
  • die föderierte Timeline, auf der alle Posts von allen Mastodon-Servern, die der eigenen Instanz bekannt sind (mit denen sie föderiert) weltweit durchlaufen.

Je nach gewählter Instanz kann Mastodon also am Anfang sehr wenige Toots zeigen, wenn lokal wenig los ist und man noch wenigen folgt.

Eines haben die drei Zeitleisten jedoch gemein: anders als bei Twitter wählt nicht ein geheimgehaltener Algoritmus aus, welche Toots einem gezeigt werden, alle ungefilterten Toots werden generell in chronologischer Reihenfolge angezeigt.

Durch die Technik des Föderierens ist es im Grunde völlig egal, auf welcher Instanz man sich anmeldet und durchstartet. Man kann sich also in Ruhe die Community aussuchen, die am besten passt.

joinmastodon.org ist eine Seite, die einem einen sehr schnellen Einstieg bietet. Hier sind einige Communities gelistet, auch regionale, und man kann nach der Hauptsprache filtern.

Hinter Mastodon steht nicht ein einziger Anbieter. Mastodon ist ein Microblogging-Dienst innerhalb des sogenannten Fediverse und besteht aus einer Vielzahl von Anbietern, die jeweils ihre eigene Instanz betreiben. So ist der Betreiber von social.tchncs.de nicht derselbe wie von mastodon.org, dennoch können die Mitglieder der Instanzen einander folgen, miteinander interagieren, etc.

Aber völlig egal, ob ihr auf troet.cafe, auf norden.social oder sonstwo angemeldet seid: ihr können uns immer finden und folgen – @anonnewsde@social.tchncs.de

Der Rest ist eigentlich leicht. Man folgt sich, man redet miteinander. Nehmt euch die Zeit, ein paar Infos im Profil zu hinterlegen, ein zwei Sätze, das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man euch zurückfolgt, deutlich. Auch ein Profilbild ist immer schick, auch bei Mastodon. Ansonsten: Man trötet (tweetet) seine Toots (Tweets) und boostet (retweetet) und favt (liked) sich gegenseitig. Aber auch für unliebsame Bekanntschaften bietet Mastodon bessere Abhilfe als Twitter.

So kann man andere Teilnehmer natürlich blockieren, aber das ist oft zu viel des Guten. Stummschalten einer Konversation oder eines anderen geht für immer oder für einen bestimmten Zeitraum. Hast du jemanden Stumm geschaltet, werden dir seine Toots und die, in denen er erwähnt wird, nicht mehr angezeigt.

In ganz schlimmen Fällen lassen sich mit der Serversperre („alles von xyz verstecken“) auch ganz ohne Admins komplette Server ausblenden.

Doch in manchen Fällen möchte man einen User auch melden? Das geht. In diesem Fall, in dem man einen User meldet, geht die Meldung an den Admin oder Moderator derjenigen Instanz, auf der sich der User befindet. Dort wird dann entschieden.

Ansonsten hat man bei den meisten Instanzen 500 Zeichen für seine Toots, man kann natürlich Bilder hochladen, Umfragen erstellen und vieles mehr.

Was nicht geht: das boosten mit eigenem Kommentar. Die Begründung: bei Twitter werden dadurch oftmals Tweets aus einem Kontext gerissen und mit einem unpassenden Kommentar versehen neu getweetet. Das will man bei Mastodon nicht. Was aber geht: den Link zu einem Toot in den eigenen einzubauen.

Und natürlich gibt es Filter, Listen, Lesezeichen …

Und:

  • Content Warning: Wenn der Inhalt eines Toots andere aufwühlen oder verstören könnte, sollte er mit einer Warnung versehen werden. Bei vielen Instanzen ist das sogar in den Instanz-Regeln gefordert. Diese Inhaltswarnung ist über das Browserinterface sehr einfach, einfach unten auf CW klicken. Oben wird die Inhaltswarnung geschrieben, unten der versteckte Text.
  • Bildbeschreibung: Bei Bild oder Video, sollte eine Beschreibung mitgeschickt werden – das wird gern gesehen und ist bei Twitter unter Alt-Text ein recht neues Feature, bei Mastodon gibt es das schon länger. Ihr findet das, wenn ihr ein Bild hochladet, sofort. Nutzer*innen mit Sehschwäche können sich die Beschreibung dann von einem Screenreader vorlesen lassen.
  • Erwähnungen: Ihr könnt andere Mastodon-NutzerInnen in einem Toot erwähnen. Dazu einfach den Nutzernamen mit vorangestelltem @ in die Nachricht schreiben, wenn es jemand von der eigenen Instanz ist, ansonsten muss der gesamte Name ausgeschrieben werden, wie @anonnewsde@social.tchncs.de
  • Hashtags: Auch bei Mastodon gibt es #Hashtags, die das Auffinden von Toots über die Suchfunktion ermöglichen.
  • Sichtbarkeit: Man kann einstellen, wer einen Toot sehen kann. Tippt dazu auf die Weltkugel in der unteren Leiste des Eingabefeldes. Hier gibt es die Möglichkeiten

    Briefumschlag (nur der Erwähnte kann es lesen, wie DM bei Twitter),

    öffentlich (Weltkugel, es wird komplett zugänglich getootet),

    Schloss (man muss dir folgen, um den Toot lesen zu können) und

    offenes Schloss, nicht gelistet (Folgende können den Toot sehen, er kann jedoch auch aufgerufen werden, wenn der Link Nichtfolgenden bekanntgegeben wird)
  • Teilen: Toots kann man mit den eigenen Followern teilen (auf Englisch „boosten“).
  • Sternchen: Ihr könnt einen Toot „favorisieren” – also mit einem Stern versehen. Damit zeigt man für gewöhnlich, dass einem der Toot besonders gefällt; manch einer nutzt es aber auch als Lesezeichen. Toots, denen ihr einen Stern gegeben haben, könnt ihr euch im Menüpunkt „Favoriten“ anzeigen lassen.

Es gibt also eine Vielzahl an Unterschieden zwischen Twitter und Mastodon, doch vieles von dem, was man bei Twitter kennt, gibt es bei Mastodon auch – oft in besser.

Mastodon mobile – Apps für Mastodon

Wer Mastodon regelmäßig auf dem Smartpohone nutzen möchte, braucht eine App-. Es gibt etliche zur Auswahl. Beliebt und ohne integrierte Tracker sind zum Beispiel:

  • Tusky (Android): Im Google Play-Store und im alternativen App-Store F-Droid, ermöglicht beispielsweise auch geplante Toots
  • Fedilab (Android): Im Google Play-Store (kostenpflichtig) und F-Droid (kostenlos).
  • Metatext (iOS): Im App-Store
  • Toot! (iOS): Im App-Store

Zum Thema Crossposting hatten wir ja bereits etwas geschrieben.