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Ivermectin? Gibt’s doch bei Kaufland! (Update)

Ivermectin ist in aller Magen-Darm-Trakt – zumindest in Österreich. Doch auch hierzulande reißt der Strom derjenigen nicht ab, die glauben, ein Entwurmungsmittel für Pferde und Rinder helfe gegen Covid19. Jetzt gibt es das auch bei Kaufland … im Online-Marktplatz.

Der Hype um Ivermectin reißt nicht ab.

Ivermectin wird vorwiegend in der Tiermedizin zur Behandlung und Vorbeugung gegen durch Ektoparasiten oder Fadenwürmer verursachte Infektionskrankheiten eingesetzt. Es ist ein günstiges Medikament und sein Einsatz ist vor allem in solchen Regionen auf der Welt verbreitet, in denen Parasitenbefall häufig vorkommt. Es verursacht wenige unerwünschte Wirkungen, kann beim Menschen aber in hohen Dosen massive Vergiftungen hervorufen.

Laborstudien zeigen, dass Ivermectin die Vermehrung des COVID-19-Virus (SARS-CoV-2) hemmen kann. Für eine solche Wirkung beim Menschen wären allerdings hohe Dosen des Medikaments erforderlich. Ivermectin wurde von Gesundheitsbehörden als Medikament für COVID-19 nicht zugelassen. Es sollte nur im Rahmen von methodisch gut konzipierten Studien (sogenannten randomisierten kontrollierten Studien) angewendet und hinsichtlich der möglichen Wirksamkeit untersucht werden.

Ja, Wissenschaftler in Melbourne haben im Laborversuch in der Petrischale sozusagen – die Viruslast mit Ivermectin senken können und wollten weitere Versuchsreihen zur Verifikation der Wirksamkeit. Und davon gab es zahlreiche, keine davon zeigte im Doppelblindversuch einen bedeutsamen Vorteil, es gab keine drastischen Veränderungen, egal, ob Studienteilnehmer Ivermectin erhielten oder den Placebo. In manchen Studien war die Wirkung zwar da, aber so gering, dass es einen Einsatz des Mittels nicht rechtfertigte. Doch natürlich müssen sehr umfassende Studien gemacht werden.

Eine Studie erschien im November bei Research Square, die angeblich die Wirksamkeit nachwies, diese wurde aber zurückgezogen, weil sie gefälschte Daten enthielt. Im September erschien eine retrospektive Beobachtungsstudie (keine Doppelblindstudie), die Ivermectin eine hohe Reduktion der Sterblichkeit bescheinigte. Diese Studie war nicht Peer Reviewed, musste sie auch nicht, denn der Arzt, Dr. Redondo, merkte selbst an:

These results obtained are retrospective and observational. A prospective, randomized and double-blind comparative study is required with the use of ivermectin, to be able to confirm without doubts and by analysis of pairs these findings in outpatients and in hospitalized patients.

https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.10.29.20222505v1.full-text

Seine Daten beruhen auf Beobachtungen, sagt er, man brauche eine umfassende Doppelblindstudie …

Soweit also normal im Wissenschaftszirkus. Studie folgte auf Studie und dennoch gibt es laut dem Hersteller von Ivermectin selbst

keine aussagekräftige Evidenz für die klinische Effektivität gegen SARS-CoV-2.

Zahlreiche anerkannte Institutionen (wie z.B. BASG, RKI, WHO) weisen auf den niedrigen Evidenzgrad sowie methodische Limitationen der bisherigen Untersuchungen hin und sprechen sich klar gegen die Anwendung von Ivermectin bei SARS-CoV-2 aus.

https://www.mimikama.at/aktuelles/ivermectin-hersteller-gegen-die-einnahme-bei-covid-19/

Dennoch verbreiten die Ideologen der Impfgegner weiterhin, Ivermectin sei wirksam gegen Covid19. Und deswegen nehmen Menschen ein Entwurmungsmittel für Pferde und Rinder, teilweise in Dosen, die für Menschen gefährlich giftig sein können.

In verschiedenen Staaten erlitten Menschen nach Ivermectin-Einnahme Vergiftungserscheinungen, unter anderem in den USA und Australien, wo mehrere hunderte Menschen nach der Einnahme notfallmedizinisch behandelt werden mussten.

Und was hat Kaufland damit zu tun?

Kaufland hat einen Online-Marktplatz, bei dem – ähnlich wie bei Amazon – jeder alles verkaufen kann. Und offensichtlich nimmt Kaufland es mit der Prüfung der dort eingestellten Produkte wenig genau. Denn dort ist Ivermectin zumindest zeitweise als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich gewesen.

In dem Fall nicht mehr verfügbar, doch teilweise ist es das noch – mit anderem Verwendungszweck:

Nun sollte man sich klar machen, dass nicht Kaufland selbst der Anbieter dieses in weiten Teilen rezeptpflichtigen Medikamentes ist, doch sollte sich Kaufland hier auch nicht seiner Verantwortung entziehen: Angesichts der doch sehr eindeutigen Bewertungen (siehe unten) wird dieses Mittel auch im Wissen um die Verrücktheiten der Impfgegner verkauft. Und dass nicht Kaufland selbst der Anbieter ist, das sieht man nur, wenn das Produkt verfügbar ist. So entsteht ein Eindruck, den Kaufland doch bestimmt nicht erzeugen möchte … oder?

Wir verlinken die Produkte mal nicht. Zwar werden diejenigen, die lieber eine Entwurmungsmittel für Pferde schlucken, wissen, wie sie daran kommen, aber kein Link für Kaufland von uns.

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Update 16:54 Uhr

Kaufland hat auf Twitter reagiert:

Na mal sehen. Unsere Anfrage per Mail haben sie noch nicht beantwortet.

Update 19.11.2021, 0000 Uhr

Kaufland hat die Ivermectin-Produkte aus dem Marktplatz entfernt.

Auch die Links laufen ins Leere.