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Twitter Meltdown – Musk sperrt Journalisten und blockiert Links ins Fediverse

Die neue Twitter-Regel, nach der es verboten ist, live den Aufenthaltsort von Dritten zu tweeten, wird von Twitter wohl sehr, sehr, sehr weit ausgelegt …

Es ist noch nicht so lange her, da stellte Twitter eine neue Regel auf, nach der es verboten ist, live über den Aufenthaltsort Dritter zu tweeten. Tweets mit zeitverzögerter Ortsangabe und spezielle Events waren ausgenommen.

Hintergrund war der Account @elonjet auf Twitter, der automatisiert Informationen über Flugroute, Kerosinverbrauch und CO²-Fußabdruck von Elon Musks Privatjet tweetete – Infos, die aus ohnehin veröffentlichten und frei verfügbaren Datenquellen stammen, womit es kein Doxxing, sondern eine „Musk Rule“ ist.

Zunächst wurde der Account suspendiert, wieder freigeschaltet, dann wieder gesperrt, nachdem die Regel vorgestellt wurde. Auch alle anderen Accounts des Users mit Infos zu den Jets von Bezos, Gates, aber auch von Wetterflugzeugen und Fliegern der NASA wurden gesperrt.

Die Regel wurde in den Bereich „Doxxing privater Informationen“ einsortiert und wird rigoros angewendet. Zunächst wurde der offizielle Mastodon-Account auf Twitter gesperrt, wohl, weil er einen Link zu dem elonjet-Account im Fedverse postete.

Doch damit nicht genug, wohl ebenfalls wegen der neuen Regel, so wird vermutet und danach sieht es derzeit aus, und wegen Tweets mit Link zu den Accounts des Betreibers von @elonjet auf anderen Plattformen wurden jetzt eine Reihe von Journalisten gesperrt.

Unter den gesperrten Accounts sind bekannte Namen wie Donnie O’Sullivan von CNN, Micah Lee von The Intercept, die unabhängigen Journalisten Matt Binder, Aaron Rupar und Tony Webster, der New York Times Reporter Ryan Mac sowie Drew Harwell von der Washington Post. Etwas später wurden Keith Olbermann von GQ und Linette Lopez von Business Insider gesperrt.

Die Accounts dieser Journalisten sind zur Stunde „suspended“, es reichte Musk nicht, die Tweets zu löschen, und damit geht der Twitter Meltdown in eine neue Runde.

Wenn sich der Grund für die Suspendierung bestätigt, dann ist das ein ziemlich heftiger Angriff auf die Pressefreiheit. Und wenn nicht, ist es eine deutliche Warnung, denn die Journalisten hatten Musk kritisiert. Damit ist kein Medium auf Twitter mehr sicher vor Musks erratischer „Geschäftsführung“ der Social Media Plattform … um es freundlich auszudrücken.

Doxxing, das Veröffentlichen privater Informationen von Dritten, ist auf Twitter schon länger gegen die Regeln, es sei denn, so Twitter bisher, die privaten Daten waren schon woanders veröffentlicht. Allerdings hatten sie Journalisten solche Informationen gar nicmt veröffentlicht.

Wir sind gespannt, wann Nachrichtenmedien endlich die Reißleine ziehen und aufhören, Musks Plattform mit wertvollem Content zu versorgen. Es wäre an der Zeit.

Musk hatte in den letzen Tagen zahlreiche umstrittene Tweets abgesetzt, nennt sich selbst Free Speech Absolutist. Doch Free Speech von Musks Gnaden ist eben kein Free Speech, sondern nur eine absonderliche Form von Rechts vor Links.

Pressefreiheit? Oh, come on!

Update:

Matt Binder von Mashable berichtet laut Tagesschau:

„Ich habe gemäß der neuen Twitter-Regeln keinerlei Standortdaten geteilt“, teilte Binder in einer Mail mit. Er habe auch nicht auf den Account verwiesen, der Standortdaten von Musks Privatjet veröffentlicht habe oder auf andere Accounts, die Standortdaten veröffentlichten. Er sei in hohem Maße kritisch mit Musk umgegangen, habe aber nie gegen Twitter-Richtlinien verstoßen.

https://www.tagesschau.de/ausland/twitter-sperre-journalisten-101.html

Er sei am Donnerstagabend gesperrt worden, unmittelbar nachdem er ein Bildschirmfoto eines Beitrags geteilt habe, den CNN-Reporter O’Sullivan vor dessen Sperrung veröffentlicht hatte.

Musk:

„Mich den ganzen Tag lang zu kritisieren, ist total in Ordnung, aber meinen Echtzeit-Standort zu doxxen und meine Familie zu gefährden ist es nicht.“

Zumindest O’Sullivan und Binder hätten das dann aber nicht getan…

Derweil werden zunehmend Links zu Mastodon-Instanzen als „unsafe“ geflaggt oder komplett blockiert.

Neue Beiträge mit einer Verlinkung von https://mastodon.social/explore goutierte Twitter mit dem Hinweis »Etwas ist schiefgelaufen, aber keine Sorge – versuch es einfach noch einmal.« Wenn man das tat, erschien ein zweiter Hinweis: »Nicht möglich, weil dieser Link von Twitter oder unseren Partnern als potenziell schädlich identifiziert wurde.«

Das Ganze ist mutmaßlich Ausläufer eines Streits um einen Twitter-Bot namens @ElonJet, welcher – auf Basis öffentlich zugänglicher Daten – automatisch die Starts und Landungen des Privatjets von Elon Musk nachhielt.

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/elon-musk-und-twitter-nutzer-koennen-keine-links-zu-mastodon-mehr-posten-a-fa535975-d74f-47d4-bfb6-196ffa27c8aa

17. Dezember, 01:30 Uhr

Infos über Doxxing ergänzt und zwei Journalisten hinzugefügt. Mittlerweile soll es sich um mindestens 12 gesperrte Journalisten-Accounts handeln.

Der User Jack Sweeney/elonjet und Drew Harwell waren in einem Space zu dem Thema, dem auch Elon Musk beitrat – und den er nach direkten Nachfragen wieder verließ.

Quelle Twitter

Die Europäische Union drohte bereits mit „Sanktionen“. Auch in den USA ist von kartellrechtlichen Konsequenzen die Rede, dies jedoch nicht wegen der Journalisten, sondern weil Links zu Mastodon-Instanzen blockiert wurden.

Mittlerweile hat Musk eine „Abstimmung“ durchgeführt, bei der sich die Mehrheit für eine Entsperrung der Journalisten ausprach. Nur deswegen und bestimmt überhaupt gar nicht wegen Drucks von verschiedenen Seiten sind einige, aber nicht alle Journalisten tatsächlich entsperrt.