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anthroposophie.blog: Lehrer und Eltern von Waldorfschülern schwurbeln auf Telegram

Interessante Undercover-Recherche von Oliver Rautenberg zu organisierten Waldorf-Gruppen und ihren Inhalten auf Telegram.

Dass Anthroposophen sich gern als besonders sehen und eine Neigung zu Schwubel haben, das dürfte mittlerweile bekannt sein:

  • Der Demeter e.V., der anthroposophische Bio-Landwirtschafts-Verband, schwurbelt schon seit Jahren, gewann 2018 wegen zur Harmonisierung des Wachstums auf Feldern vergrabenen Kuhhörnern und anderen Feldfrucht-Impfungen das „Goldene Brett vorm Kopf“ für sein Lebenswerk.
  • Die „Waldorf-Pädagogik“ nach Rudolf Steiner, die in Waldorf-Schulen unterrichtet wird, basiert auf der anthroposophischen Menschenkunde.
  • Die anthroposophische Privat-Uni Witten/Herdecke macht … nunja.
  • Anthroposophische Mediziner wie Matthes von der Klinik Havelhöhe in Berlin verabreichen Meteoreisen gegen Covid19

Oder wie Helmut Zander, Autor zahlreicher Bücher über Anthroposophie und Professor für Religionsgeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg in der Schweiz, es formuliert:

Konkret: In der Pädagogik sollte der Lehrer wissen, welche Reinkarnationen seine Kinder hinter sich haben. In der Medizin sollte die Ärztin oder der Arzt die kosmischen Kräfte kennen, die etwa in Heilmitteln wirken. Und in der Landwirtschaft muss klar sein, dass die anthroposophische Möhre nicht nur deshalb wächst, weil kein Dünger und natürliche Stoffe im Boden sind, sondern weil sie teil hat an kosmischen Energien, die ihr Wachstum fördern und ihren Geschmack ausprägen.

https://www.deutschlandfunk.de/rudolf-steiner-waldorf-paedagogik-und-anthroposophie-da.2540.de.html?dram:article_id=461130

Während sich jedoch Demeter nach einem kleinen Artikel-„Faux Pas“ „deutlich von der Querdenken-Bewegung und Verschwörungstheorien zu COVID-19″ distanziert (Demeter entfernte eine seit mehreren Wochen auf der Website veröffentlichte Schwurbel-Utopie), sind zahlreiche Anthroposophen Teil der Querfront gegen die Coronamaßnahmen. Oder schwurbeln anderweitig, wie Ken Jebsen.

Nicht alle, klar. Es gibt auch vernünftige wie Thilo Bode von Foodwatch oder einfach sehr kreative wie Michael Ende oder Rainer Werner Fassbinder. Aber momentan fühlt sich Waldorf zu Querdenken hingezogen wie Fliegen zum Mist. Die spirituell-esoterische Weltanschauung Anthroposophie passt zu Querdenken – und zu den Corona-Pandemie-Gegnern und -Leugnern, schließlich sind die Maßnahmen gegen die Pandemie „Gesundheitsfaschismus“.

Oliver Rautenberg, seit langem aktiver Beobachter der Anthroposophie, hat jetzt in einer interessanten Recherche offengelegt, wie sich anthroposophische gesinnte Lehrer und Eltern von Waldorfschülern auf Telegram vernetzen und welche Inhalte sie dort teilen.

In Zeiten von Corona treibt es Teile der Waldorfschul-Bewegung zum Messaging-Dienst Telegram. In halb-öffentlichen Gruppen wird gegen Staat und Presse gehetzt, es werden Verschwörungsmythen verbreitet und der Nationalsozialismus verharmlost.

Also richtig so, wie es auch in Querdenken-Gruppen beobachtet werden kann, nur noch etwas mehr unter sich.

Die Grenze zwischen Informationen und alternativen Fakten, Verschwörungsmythen und Holocaustrelativierung verschwimmt dabei nicht nur.

In diesen Gruppen existiert schlicht keine Grenze mehr.

Rautenberg berichtet von David-Sternen, Anne-Frank-Vergleichen, Tauschbörsen für Eigenatteste, Anleitungen für „luftdurchlässige Masken“ … und natürlich zahlreichen anderen Dingen wie angeblich an Masken gestorbenen Kindern. Die wirklich lesenswerte Recherche ist kommentiert durch die Sozialwissenschaftlerin Nora Feline Pösl.

Ihr findet den Artikel „Die Mütter von Coronazien“ hier auf anthroposophie.blog.