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Alle nicht ganz dicht – #allesdichtmachen geht nach hinten los

Die Netzkampagne #allesdichtmachen geht in die Hose – nicht zuletzt deswegen, weil nicht nachgedacht wurde

Am späten Donnerstag ging es los. 53 Videoclips von 53 Schauspielern wurden veröffentlicht, in denen sie in kurzen Sequenzen die Corona-Maßnahmen ekstatisch bejahten, scheinbar mehr forderten. Unter denen, die Clips veröffentlichten: Jan Josef Liefers, Voker Bruch, Ulrike Folkerts, Heike Makatsch und andere.

Es erinnert sehr an das Konzept der „Schwarzen Wahrheiten“ für Querdenken-Demos: kritikwürdige Maßnahmen bejahen, sie überspitzen, mehr fordern. Gerichte und Bürger, so die Annahme, könnten so ja keine Kritik üben, denn man trage ja Maske, dennoch würde dies Aufmerksamkeit erregen, die Maßnahmen und vor allem die Kritik daran werde ins Gespräch kommen. Deswegen liefen in den vergangenen Monaten immer wieder Menschen in Vollschutz schlurfend durch deutsche Städte.

Das Konzept funktioniert, solange es niemand kennt. Anfangs wurden die schlurfenden Maskenzombies in Innenstädten bestaunt, dann belächelt, jetzt kaum noch beachtet, den Schlurfern wird der Stinkefinger oder der Vogel gezeigt. Doch einige Schauspieler und der Inhaber einer Medienagentur dachten sich wohl: „Fuck off, wir machen es dennoch“.

Das Problem ist, die Schwarzen Wahrheiten sind längst als das entlarvt, was sie sind: eine zynische Mockery, ein Bejammern ohne eigene Vorschläge, ein Schlag in die Fresse all jener, die sich an die Maßnahmen halten.

Und genau deswegen geht die Kampagne für die Schauspieler volle Kanne nach hinten los. Bejubelt werden sie ausschließlich von Querdenkern, AfD, Hans Georg Maaaßen und den anderen bekannten Protagonisten der Leugner und Kritikerszene. Abgelehnt wird sie hingegen von der Mehrheit. Klar, sie befeuert das Narrativ derjenigen, die für die Demo-Spreaderevents verantwortlich sind.

Das dies wenigstens in Teilen bewusst geschah, das beweist Nina Proll – indem sie Reiner Füllmich ein Interview gibt und durch das, was sie darin sagt.

Ja, man muss Maßnahmen kritisieren dürfen. Man muss kritisieren dürfen, dass die Maßnahmen Schaden anrichten, man muss kritisieren dürfen, das sie nicht wirken, wie sie sollen, weil Politiker nicht auf Wissenschaft hören oder aus anderen Gründen. Man wird in diesem Land niemanden finden, der diese Maßnahmen bejubelt. Aber man darf nicht so ignorant sein, wie die Querdenker es sind. Und ignorant sind diese 53 Schauspieler.

In einem Land, in dem Meinungsfreiheit herrscht, dürfen Schauspieler und Nicht-Schauspieler dies. Aber wenn man auf diese Art seine Meinung äußert, dann darf man nicht überrascht oder beleidigt sein oder Zensur rufen, wenn man wegen seiner „Kritik“ seinerseits kritisiert wird.

Wenn zudem derjenige, der im Hintergrund die Kampagne verantwortet, Bernd K. Wunder von Wunder am Werk, bereits im vergangenen Jahr negativ auffiel, dann bekommt man schon den Eindruck, dass diese Damen und Herren wissentlich und gezielt den Querdenkern in die Hände spielen.

Mittlerweile gibt die ersten Rückzieher. Heike Makatsch hat sich geäußert und „bedauert zutiefst“, spricht aber nur von Rechts. Das trifft es nicht, zu kurz gedacht oder eher gar nicht. Sie hat das Video zwar gelöscht, aber Dödel wie Pandemimimi haben es längst über ihre Kanäle gepusht. Jan Josef Liefers hat soetwas wie eine Stellungnahme abgegeben, aber auch die ist mehr so meh.

Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Schon wird international berichtet.

„So schäbig, dass es wehtut“, kommentiert auch Sebastian Leber vom Tagesspiegel und moniert zurecht, dass von den Schauspieler keine Vorschläge kommen. Und Schauspieler Florian Hacke hat ein Gegenvideo dazu veröffentlich.

Das ist sicher nicht das, was diese Schauspieler wollten. Ja, Kunst und Kultur leidet, so wie viele andere Unternehmen unter den Maßnahmen leiden und viele Menschen. Aber wenn Bruch labert, dann trieft es von Quatsch.

„Ich merke, wie meine Angst nachlässt, und das macht mir Angst. Deshalb appelliere ich an unsere Regierung: Macht uns mehr Angst.“ 

Was er wirklich sagt? „Hey, ich verstehe das hier alles nicht, aber man hat mich gefragt, ob ich nicht auch was sagen will *hust*“ Wirklich verstanden, worum es bei dem Maßnahmenkatalog geht und warum die Mehrheit der Bevölkerung die Arschbacken zusammenkneift, zusammenhält und es zähneknirschend durchsteht, gemeinsam, das hat er nicht.

Und Liefers? Halt Liefers. No further comment. Er schafft es, die Medien dafür verantwortlich zu machen und meint die Nachrichtenmedien. Auch genau das Narrativ der Querdenker.

Man darf kritisieren, schimpfen und meckern. Klar. Es ist wichtig, Maßnahmen zu hinterfragen, aber weder Querdenker noch irgendwelche Schauspieler haben das Recht, Kritik mit Ohrfeigen zu verwechseln. Die Regierung wird ständig kritisiert, habt ihr wahrscheinlich übersehen. Wenn man es auf diese dumme Art und Weise macht, dann darf man sich über Widerspruch nicht wundern, nicht sauer sein über Gegenwind.

Das war ein Fail, denn Zynismus hilft nicht weiter. Deswegen zurecht: