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Triage in Sachsen – Demo in Sachsen

Im sächsischen Zittau im Landkreis Gorlitz ist Triage in einer Klinik mittlerweile traurige Realität. Während die einen entscheiden müssen, wer lebt und wer nicht, demonstrieren andere ihre Dämlichkeit.

Update: Verwirrung um Triage, siehe ganz unten

Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und wer nicht“

Das bestätigte der Ärztliche Direktor des Klinikum Oberlausitzer Bergland gGmbH auf Nachfrage T-Online.

Damit ist es soweit: Ärzte in Zittau müssen entscheiden, wer behandelt wird und wer nicht, weil durch die vielen Patienten nicht genug Beatmungsbetten in der Region verfügbar sind.

Triage ist eine Ausnahmesituation, die eigentlich in Kliniken nicht vorkommen sollte. Mitarbeiter der Rettungsdienste erleben soetwas vielleicht bei Großschadensereignissen oder Verkehrsunfällen mit vielen Verletzten. Aber in Kliniken? Bei uns?

Triage ist eine Ausnahmesituation für Ärzte und Patienten, aber auch für Angehörige. Doch der Landkreis Görlitz liegt bundesweit mit an der Spitze bei der 7-Tage-Inzidenz. Auf Inzidenz-Karten ist der östlichste Landkreis der Bundesrepublik mit weit über 600 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen tiefschwarz. Und in einer Pandemie kommt nach Schwarz eben Triage.

Es ist genau die Situation, die wir mittlerweile seit Monaten zu vermeiden suchen, weil sie niemand will. Bei der Triage werden streng klinische Maßstäbe angelegt: Keine Behandlung, kein Sauerstoff für die mit den geringsten Erfolgsaussichten in medizinischer Hinsicht. Da geht es nicht nach Alter, nach Schönheit oder danach, was er oder sie im Leben noch leisten kann, sondern allein danach, wer die größten Chancen hat überhaupt zu überleben.

Eine Tatsache, die traurig stimmt.

Und wütend, weil zeitgleich Menschen in derselben Gegend demonstrieren, Pandemiemaßnahmen ignorieren. Wütend, weil diese Leute auch noch stolz auf ihre Solidaritätsverweigerung sind. Wütend, weil es schlichtweg unverständlich ist, was z.B. die Herren hier in dem Video so von sich geben… die sind aus Görlitz.

In dem Zusammenhang ist vielleicht der folgende Tweet von Anwalt Jun interessant:


Kleines Update: Derweil im Landkreis Görlitz


Update 17.12.2020

So hundertprozentig genau weiß man nicht, ob eine Triage stattgefunden hat. Einerseits gibt es die Aussage des Ärztlichen Direktor. Andererseits hat die Klinikleitung mitgeteilt, es habe keine Triage-Entscheidung gegeben.

Zittau. Nach den Triage-Äußerungen eines Mediziners aus Zittau hat das Klinikum Oberlausitzer Bergland bestätigt, dass die Corona-Lage dort kritisch ist. Aber: „Eine Situation, wo wir abwägen mussten, hat es bei uns noch nicht gegeben“, sagte eine Sprecherin des Klinikums auf Nachfrage der Leipziger Volkszeitung.

https://www.rnd.de/gesundheit/triage-in-deutschland-musste-eine-klinik-in-sachsen-zittau-sich-bereits-zwischen-patienten-entscheiden-XXPJVXGAML5ALI5HP24HUHLLCQ.html

Auch T-Online hat seinen ursprünglichen Artikel ergänzt.  Dort liest es sich so.

Die Sprecherin des Klinikums erklärte aber gegenüber der „Sächsischen Zeitung“, es seien keine Patient verstorben, weil ihnen als Folge von Triage beispielsweise kein Intensivplatz zur Verfügung gestanden habe oder keine Sauerstoffgabe möglich gewesen sei. Alle Patienten erhielten die „bestmögliche Therapie“. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa dementierte die Klinik die deutlichen Sätze des Mediziners aber nicht.

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_89130022/saechsische-klinik-bestaetigt-triage-wegen-corona.html , Hervorhebungen von uns.

Dieselbe Sprecherin. Und dann:

Am frühen Mittwochnachmittag gab der Träger der Klinik eine Erklärung heraus, in der die Triage weder bestätigt noch dementiert wurde. Zu den Aussagen des Arztes äußerte sich die Klinik nur indirekt: Triage sei ein Begriff aus der Notfallmedizin, der ein Verfahren zur Einschätzung des Schweregrades von Erkrankungen und Verletzung beschreibe, hieß es. Die deutlichen Sätze des Mediziners dementierte die Klinik darin nicht.

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_89134856/triage-in-sachsen-michael-kretschmer-nennt-aeusserung-aus-zittau-hilferuf-.html

Wir bezogen uns mit unserem Artikel auf die Aussage dieses Arztes Mengel, der als Ärztlicher Direktor wohl Teil eben der Klinikleitung ist. Diese stammen vom 15.12.

Nichts genaues weiß man also nicht, Triage, keine Triage; Triage, aber wir nennen es nicht Triage; Triage, aber es ist keiner gestorben.

Verwirrung.

Also gehen wir einfach mal davon aus, dass der Ärztliche Direktor des Klinikums überdramatisiert hat – was er besser nicht tun sollte, dafür ist das Thema zu ernst – und seine eigene Sprecherin das jetzt richtig stellte. Irgendwie.

Bleibt aber trotzdem angespannt, die Lage in Sachsen. Und das liegt unter anderem an der verfehlten Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte unter Gesundheitsministern der SPD, CDU und FDP seit Anno Dunwald. Ach und drei Jahre Grüne nicht zu vergessen.

Es reicht nicht, den Pflegekräften Stollen zu schenken und ein Bäumchen.

An dieser Stelle weisen wir gerne auch noch mal darauf hin, dass die Leopoldina, die ja auch die Bundesregierung berät, 2016 ein Thesenpapier von 8 Wissenschaftlern veröffentlichte, in dem die Wirtschaftlichkeit und Effektivität von Kliniken diskutiert wurde und das zu dem Schluss kam, 330 Kliniken würden reichen und man könne 4 von 5 dichtmachen.

Dann wäre jetzt erst recht einiges los…