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Tinfoil-Alert: Professor Homburg jetzt endgültig mit Alumütze

Professor Homburg, noch Wirtschaftswissenschaftler der Uni Hannover, testet schon länger, wie das Leben als Schwurbler so ist. Dabei sind ihm Werte wie Wahrheit, Moral und Anstand vollständig entglitten.

Dass die beiden Professoren Homburg und Bhakdi, beide nicht mehr so wohlgelitten im Unibetrieb und wissenschaftlichen Kreisen, sich vor längerer Zeit schon auf Schwurbelpfade begeben haben, ist ja bekannt. Beide sind im Vorstand des Vereins „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e.V.“, der mit aller Kraft gegen die Pandemie schwurbelt, die Gefährlichkeit leugnet und allerlei Blödsinn veröffentlicht. Längst sind Bhakdis Theorien verworfen, Homburgs „Berechnungen“ als Unsinn entlarvt. Trotzdem machen sie weiter.

Und Homburg entblödet sich nicht, zweifelhafte Vergleiche zu bemühen. Nicht zum ersten Mal, sondern erneut.

Was war passiert?

Homburg hatte auf Twitter mit stolzgeschwellter Hühnerbrust enthüllt, dass demnächst 3 Millionen Flyer durch die „Freiheitsboten“ im Bundesgebiet an Haushalte verteilt werden.

Der Flyer ist natürlich ein Anti-Maßnahmen-Flyer. Kann man so nennen. Inhaltlich wollen wir darauf mal gar nicht so sehr eingehen. Die Professoren schüren Ängste unter älteren Menschen, unter dem Titel „Einsame Weihnachten“ folgt der Text:

Es besteht die Gefahr, dass künftig auf jegliche Infektionswellen reagiert wird, indem man Alte wegsperrt …

https://t.co/xQr8o2Q8Xd?amp=1

was wohl älteren Menschen den Eindruck vermitteln soll, sie würden über Weihnachten weggesperrt. Dabei wissen Homburg und Komplizen genau, dass wir alle Masken tragen, um „Alte“ (wie unhöflich) zu schützen, damit Risikogruppen auch rausgehen können, dass die Politik entgegen dem Rat der Epidemiologen ein Familien-Weihnachten ermöglichen will. Alles Dinge, die Querdenker und Coronaleugner nicht verstehen (wollen).

Doch auch der Rest des Flyers stammt eher von Professor Fragwürden als von seriösen Autoren. Die Professoren fallen mit voller Manneslänge auf das lange bekannte Präventionsparadox herein – die Maßnahmen wirken => Fallzahlen bleiben niedrig => „Maßnahmen waren unnötig“ -, um ihr Geschwurbel zu untermauern füttern sie den Flyer mit Zahlen.

Und oh, nun, Professor Humbug hatte in den letzten Monaten schon des öfteren Probleme mit „seinen Zahlen“ und Berechnungen, mit Diagrammen und Kurven. Sie waren … nun, glauben kann man sie nicht, wie beispielsweise hier im Thread aufgedeckt wird:

Der gesamte Thread kann hier gelesen werden: https://threadreaderapp.com/thread/1331321947578253312.html

Zitat aus dem Thread:

Welche Ausschnitte hat Herr Homburg denn gewählt, um zu zeigen, dass da keine exponentiellen Verläufe vorliegen?

Ach, schau mal!

Und so liebe Kinder lügt ihr mit der Wahrheit: Ignoriert einfach alles, was Euch nicht in den Kram passt, zeigt den Rest, haltet Euch für toll!

Er hatte eben nur einen kleinen Ausschnitt einer Grafik verwendet, den Teil, der zu seiner Theorie passte.

Grafiken: https://twitter.com/BMauschen – folgt ihr, sie schreibt interessante Dinge

Tjaja, falsche Zahlen mit falschen Kurven, die nur einen Teil dessen darstellen, was wirklich los ist, damit es dem Herrn Professor Humbug in den Kram passt? Dann das ganze garniert mit irreführenden Aussagen und fertig ist der Humbug-Tweet. Oder eben auch mal ein Flyer.

Und dann auch noch falsche Berechnungen? Tja, wenn man auf Twitter den Mund in Ahnungslosigkeit weit aufreist, muss man damit rechnen, das jemand einen Meisenknödel reinstopft. Christian Drosten kann das ja gut:

Erinnern wir doch an dieser Stelle auch gleich mal an Professor Stefan Homburgs Aussage von 2009 zur Finanzkrise.

Ich kann derzeit keine Krise erkennen.

https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-63806924.html

Wir wissen ja alle, wie falsch er damals lag.

Kein Wunder, dass viele diesen Flyer heute für das halten, was er ist: Brennmaterial. Und damit kommen wir wieder zurück zum Ausgangstweet. Ihr erinnert Euch?

Nicht nur, dass er seinen kleinen unwichtigen Flyer mit Klassikern der Weltliteratur gleichsetzt, die von den Nazis ins Feuer geworfen wurden, er vergleicht auch das Verbrennen eines einzelnen Flyers im heimischen Kamin mit den öffentlichen Massenverbrennungen von Büchern. Beides natürlich irrwitzige Vergleiche die jeder Grundlage entbehren. Aber immerhin wieder einer dieser Nazi-Vergleiche, mit denen sich Querdenker und Coronaleugner über die Lücken ihrer Argumentation und über ihre Fehlschläge zu retten versuchen.

Nicht der erste Nazi-Vergleich, nicht die erste Relativierung des NS-Regimes durch Stefan Homburg. Bereits im Mai hatte sich die Leitung der Uni Hannover von Homburg distanziert:

Senat, Präsidium und Hochschulrat der Leibniz Universität Hannover respektieren das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung sowie das Grundrecht der Freiheit von Forschung und Lehre im Sinne des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Derzeit sehen sie aus diesem Grunde keine rechtliche Möglichkeit, den Äußerungen und Aktivitäten von Herrn Univ.-Prof. Dr. Stefan Homburg zu begegnen. Sie distanzieren sich jedoch dezidiert vom Inhalt der Äußerungen. Das betrifft insbesondere die Gleichsetzung der derzeitigen Verhältnisse mit denen des Jahres 1933. 

https://www.uni-hannover.de/de/universitaet/aktuelles/online-aktuell/details/news/gemeinsame-stellungnahme-des-senates-des-praesidiums-und-des-hochschulrates-der-gottfried-wilhelm-le/

Noch deutlicher wurde der AStA – „Studentische Stellungnahme zum Politischen Aktivismus von Prof. Dr. Stefan Homburg“:

Es ist inakzeptabel, dass Professor Homburg weiterhin die Lehrverantwortung für Studierende trägt

Die Leibniz Universität ist gefordert, Schritte zu prüfen, die eine weitere Verquickung von universitärem Amt und verschwörungsideologischem Aktivismus unterbinden

http://www.asta-hannover.de/2020/05/25/studentische-stellungnahme-zum-politischen-aktivismus-von-prof-dr-stefan-homburg/

Nazi-Vergleiche zählen zum Standard-Repertoire von Querdenkern und Coronaleugnern, wenn sie sich und ihre Bubble gegenüber anderen, gegenüber Kritikern rechtfertigen möchten. Manchmal nutzen sie diese sogar gegen ihre eigenen früheren Überzeugungen und in jedem Fall wider besseren Wissens.

Aber das macht es nicht besser und es ist keine Entschuldigung. Nicht für Vergleiche, die den Holocaust oder das NS-Regime relativieren, nicht für Vergleiche, die die Opfer des Nationalsozialismus verhöhnen, nicht für unterschwellige Drohungen und Angriffe gegen Menschen, die zur Risiko-Gruppe gehören und denen die Querdenker und Leugner mehr Angst machen als das Virus selbst.

Grandios, das gesamte Mitgefühl, dass er vermeintlich für alte Menschen aufbringt, verpufft hier durch einen einzigen Tweet.

Keine Entschuldigung.

Professor Homburg ist offenkundig nicht nur mathematisch ein Missgriff, sondern auch rein menschlich eher unterdurchschnittlich bestückt. Gut, dass wenigstens die Uni demnächst auf ihn verzichtet – auch wenn sie sich etwas aus der Verantwortung stielt. Sie haben es ausgesessen, obwohl Homburg Studenten, die ihn kritisierten, aus der Online-Vorlesung warf (Quelle 1: HAZ mit PayWall, Quelle 2: Redaktionsnetzwerk Deutschland).

Schönen Ruhestand, Professor Humbug. Sie sollten ja wohl ohne Spenden auskommen.

Und falls Sie es nicht verstanden haben: Tinfoil-Alert heißt, dass Sie jetzt anfangen sollten, über sich nachzudenken. Bevor wir es gründlicher tun.


Update:

Stellungnahme des AStA hinzugefügt und Link zum HAZ Artikel, der über aus der Vorlesung geworfene Studenten berichtet.

Update 2:

Weiteren Link zum Studentenrauswurf hinzugefügt (RND), da HAZ-Artikel hinter PayWall.