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STRG-Alt-Ent-F

STRG_F behauptet in einem Artikel, Kai Enderes sei auf der Flucht und die ZIT habe gesagt, wir hätten Daten verändert. Come on, Folks, let’s take a ride.

Die wichtigen Dinge zuerst:

  • ja, es gibt Ermittlungen gegen Kai wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz in Bezug auf die Weitergabe der Hildmann-Daten
  • nein, es gibt keinen Haftbefehl, es wird nicht gefahndet, er ist auch nicht auf der Flucht, sondern in Kontakt mit den Behörden
  • ja, die ZIT hat nicht alle Daten bekommen
  • nein, Daten wurden nicht verändert.

Wie kommen wir darauf? Nun, Julian Feldmann und Nino Seidel von STRG_F, einem „Rechercheformat“ des NDR, haben am vergangenen Freitag einen Artikel bei Tagesschau „Investigativ“ veröffentlicht. Normalerweise kümmern wir uns einen Scheiß um Artikel, aber bei diesem sind Aussagen eher halbgar und es werden Behauptungen in den luftleeren Raum gestellt, die wir so nicht stehenlassen wollen.

Den übereinstimmenden Aussagen mehrerer Kontakte in verschiedenen Strafverfolgungsbehörden zufolge, gibt es Stand gestern keinen Haftbefehl und es wird auch nicht gefahndet nach Kai. Dies wurde unabhängig voneinander sowohl Kai als auch uns bestätigt.

Anscheinend bezieht sich STRG_F hier auf ein vor Monaten abgeschlossenes Adressermittlungsverfahren, dass dadurch in Gang kam, dass die Behörden bei der Adresse einen Fehler gemacht haben. Das ist längst geklärt. Und: Kai hat es selbst direkt in Deutschland geklärt. Das diesem Adressermittlungsverfahren zugrunde liegende Ermittlungsverfahren wurde ebenfalls längst eingestellt – auch wegen der Kooperation von Kai mit den Behörden. Kai erzählte davon selbst in seinem Telegram-Kanal.

Wenn die beiden von STRG_F also schreiben:

Nach Recherchen von STRG_F ist Enderes für die Ermittler derzeit nicht auffindbar, weswegen nach ihm gefahndet wird. 

Untrue. Und zwar beides. Und nein, sie schreiben explizit nicht, dass es eine Aussage der Staatsanwaltschaft ist, sondern stellen nur „eigene Recherchen“ in die Nähe der aktuellen Ermittlung – und damit in diesen Kontext. (Ist es normal, dass man nicht erwähnt, dass man selbst STRG_F ist, wenn man sowas schreibt? Naja.)

Attila jedenfalls freut sich hier ein bisschen zu früh in seinem Telegram-Kanal.

Nun zu den Daten

STRG_F schreibt in ihrem Artikel, ihr habe ein Sprecher der ZIT im April erzählt, die

Prüfung der Daten habe ergeben, „dass uns nur einer kleiner und offensichtlich veränderter Datensatz durch den Hinweisgeber zur Verfügung gestellt worden ist“

Sämtlicher Kontakt mit der ZIT lief über die E-Mail-Adresse zit-hinweise@gsta.justiz.hessen.de, unsere Ansprechpartner dort waren Alexander May und Dr. Benjamin Krause.

Parallel hatte Kai über Telegram direkten Kontakt mit Alexander May und einem Beamten des BKA.

Zu keinem Zeitpunkt haben wir Datenpakete per E-Mail versendet. Wir haben einen Teil der Daten anonym auf Server bei mega.nz hochgeladen und der ZIT die Downloadlinks zukommen lassen. Der Eingang dieser Links wurde uns auch bestätigt.

Darin enhalten waren die Websites (wtube.org allerdings ohne die Videos, dazu später mehr) und die dazugehörigen Datenbanken, E-Mails, Instagram-Export und Attilas iPhone-Kontaktliste, alles als Rohdaten, unverändert, aber gepackt. Ungepackt:

Nicht enthalten bei diesem Upload waren der Löwenanteil des von Attila gezogenen Datensatzes von insgesamt knapp 2TB (ungepackt), nämlich seine private iCloud: Fotos und Videos von Hunden, Fotos und Videos von Frauen, nackt, halbnackt, Videos von Attilas kranker Mutter, Videos von ihm, wie er durch sein Haus läuft, Screenshots von privaten und nie veröffentlichten Chats mit Geschäftspartnern, aus denen hervorgeht, dass Corona für den Pleitier Attila Hildmann eine Marketing-Opportunity war, und Leuten aus seinem privaten Umfeld, Daisho-Rezepturen, vegane Kochrezepte, teilweise unveröffentlicht, all das ist nicht strafrechtlich relevant. Auch Attilas private Pornos mit diversen Frauen sind nicht strafrechtlich relevant, es sei denn, Menschen durch uninspiriertes Brunftgevögel zu langweilen, bei dem man nur ihn, nicht aber sie hört, ist strafbar. Und gleichgeschlechtlicher Sex ist ebenfalls nicht strafbar. Jedenfalls nicht hierzulande.

Doch der Upload war nicht alles, Kai Enderes hatte auf Telegram direkten Kontakt zu den Behörden. Diesen wurde Zugang zu den Backup-Kanälen verschafft, in denen sich GB-weise Daten der TG-Chats von Hildmann befanden, zudem bekamen sie Chats von rechten Gruppen, die versucht hatten, über den TG-Kanal Anonymous Germany mit Attila Kontakt aufzunehmen. Avancen, von denen Attila nie erfahren hat.

Auch wurden – da jemand in Attilas „geheimen Premiumchat“ eingeschleust war – Posts aus diesen Chat ebenfalls in diese Kanäle kopiert. Live. Datenvolumen aller Telegramdaten exportiert: mehrere 100GB.

Auch hier waren die Daten selbstverständlich unverändert. Und sowohl wir als auch Kai haben zu jedem Zeitpunkt die Herren darauf hingewiesen, dass sie sich einfach melden sollen, wenn etwas nicht klappt oder sie glauben, dass was fehlt.

Allerdings gab es auch technische Probleme: bei den Behörden wurden SQL-Dumps erwartet, wtube.org läuft jedoch mit MongoDB. Mit dem Dateiformat dieser NoSQL-Datenbank kamen sie nicht zurecht. Deswegen wurde auf einem von den Behörden bereitgestellten Server wtube.org komplett installiert, damit sie darauf Zugriff haben. Wer hats gemacht? Kai.

Hier ein Auszug aus der Kommunikation zwischen Kai und einem BKA-Beamten direkt auf Telegram, die er an uns weitergeleitet hat:

Wer schon einmal mit großen Datenleaks und Behörden gearbeitet hat, der weiß, dass es ein ziemlicher Auftrieb ist, denen Daten zur Verfügung zu stellen, wenn man selbst anonym bleiben will. Da lässt es sich leicht sagen: „Wäre besser gewesen, das den Behörden zu überlassen“. Bekomm erstmal mal große Datenmengen da hin. Die meisten möchten, dass man ihnen eine Festplatte zuschickt, wie die Steuerfahndung Stuttgart wegen Ballweg. Downloads gehen gar nicht, jedenfalls nicht große Mengen. Die ZIT und das BKA waren da schon recht fortschrittlich. Kai war sogar da, in Frankfurt, bei der ZIT.

Doch auch die konnten – wie sie Kai im persönlichen Gespräch mitteilten – kaum etwas ausrichten, da sie zwar die IP-Adressen hatten, aber die Zeiträume zu weit zurücklagen. Keine Vorratsdatenspeicherung. Und was Staatsanwälte als strafbar bewerten, dass wissen wir nicht. Das unterscheidet sich manches Mal von unserem persönlichen Rechtsempfinden.

Vielleicht hätten wir doch Attilas Self-Made-Pornos schicken sollen.

Jedenfalls ist es so: die Daten wurden weder inhaltlich noch in Bezug auf die Metadaten verändert. Wer so etwas erzählt, der lügt. Und wir haben es nicht nötig, so etwas zu tun. Bei dem Umfang wäre es auch ein ziemlicher Stiefel Arbeit und bei den Live kopierten Daten von Telegram auch nicht möglich.

Dieselben Rohdaten haben auch die Journalisten erhalten.

Die Journalisten von SpiegelTV und Kontraste hatten einen Server für den Upload bereitgestellt, dorthin haben wir die gesamten Daten geladen, alle Rohdaten. Die haben sie dann selbst bei OCCRP in eine Aleph-Instanz eingepflegt und so für sich durchsuchbar gemacht.

Damals war dazu von uns eingeladen worden. Wir haben die Journalisten gezielt angesprochen. Auch Julian Feldmann und Nino Seidel von STRG_F haben wir angesprochen, und auch die hatten Zugang zu den Datensätzen. Sie hatten damals ja auch einen kleinen Beitrag gemacht.

Am 13. November 2021 brachen sowohl der BKA-Beamte als auch Herr May von der ZIT den Kontakt auf Telegram ab. Keine Nachfrage, keine Bitte um mehr Daten, nichts. Auch bei uns per Mail kam nichts mehr.

Im übrigen auch nicht von STRG_F, die haben sich mehr für Kai, seine angebliche Flucht und für Attilas Aufenthaltsort interessiert und ihn um ein zitierfähiges Statement gebeten.

Keine Nachfrage von den Journalisten bei uns zu den Daten, keine zu Kai. Warum auch, zu Kai hat man ja bis vorgestern auf Telegram guten Kontakt gepflegt.

Was hat der Artikel von STRG_F also an Mehrwert gebracht? Wir sind sauer auf STRG_F und ZIT, man weiß, es wird ermittelt gegen Kai, was zu erwarten war, denn nach Anzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft halt. Und Attila hatte ja Anzeigen gegen Kai angekündigt.

Die Recherche war wohl nicht so deep. Ein Nothingburger eigentlich. Man hatte einen kleinen Aufhänger – Ermittlungen, buhuu – und musste noch viel Luftpolsterfolie drumherumklabustern, denn für ein Video reichte es nicht, und bei Tagesschau war es nicht „Investigativ“ genug. Da hat STRG_F es so aussehen lassen, als sei Kai auf der Flucht, als würde er sich den Behörden entziehen, was nicht stimmt. Neulich hat er in Berlin seinen Reisepass abgeholt und dabei erfahren, dass er von Amtswegen abgemeldet worden sei, klar er hat halt keine Privatadresse mehr, aber eine ladungsfähige Anschrift hat er dennoch. Und die ist den Behörden bekannt. Kai ist nach wie vor in Kontakt mit Strafverfolgungsbehörden in Deutschland und entzieht sich nicht mal den Ermittlungen.

Zeitgleich weckt STRG_F Zweifel an der Integrität der Daten … ohne bei uns nachzufragen.

Doch Attila frohlockt. Das hat es gebracht.

Dabei hätte der Kerl längst keine Reichweite mehr und wäre einen gnadenlosen Cybertod gestorben, wenn Journalisten nicht jeden Furz von ihm berichten würden. Und er wäre längst angeklagt, wenn Staatsanwälte in Berlin nicht nur die Fresse aufgerissen, sondern zeitnah ihre Arbeit gemacht hätten. Dass Attila wohl noch immer keine türkische Staatsangehörigkeit hat? Ist das bei denen in Berlin angekommen? Bei der Staatsanwaltschaft, die in Bezug auf einen Maulwurf in den eigenen Reihen noch immer „Daten auswertet“?

Wisst ihr was – es ist uns mittlerweile egal.

Und wegen der Nummer mit den Daten unterhalten wir uns nochmal mit der ZIT.

Ach und nochwas

Niemand hat Geld von uns für die Daten bekommen, wie tag24.de mit Bezug auf den STRG_F-Artikel behauptet, aber wir sind ja auch nicht Anonymus.

Journalismus in Deutschland war wirklich schon mal besser.

STRG-Alt-EntF